Meldung vom 02.10.2025
Mit dem neuen, modern ausgestatteten und flexibel nutzbaren Lichtkanal erweitert Mercedes‑Benz abermals die vielfältigen Erprobungsmöglichkeiten des Prüf- und Technologiezentrums Immendingen. Mit 135 Metern Länge und acht Metern Höhe gehört die neue Lichttest-Anlage zu den größten Einrichtungen dieser Art in der Automobilindustrie. Sie erlaubt die detaillierte Prüfung von Scheinwerfersystemen unter konstanten, reproduzierbaren Bedingungen – unabhängig von Tageszeit, Wetter und Umwelteinflüssen.
Auf 135 Metern ist eine komplette Landstraße realitätsgetreu nachgebildet. Ihre eigens entwickelte Asphaltmischung kommt den Reflexionseigenschaften einer gealterten Straße sehr nahe. Bis zu fünf Pkw können parallel getestet werden – inklusive Simulation von Gegenverkehr oder vorausfahrenden Fahrzeugen. Leitpfosten lassen sich alle 20 Meter seitlich ausfahren, und auch Fußgänger-Dummys können flexibel integriert werden. Die Investitionskosten für den neuen Lichtkanal betrugen 10,5 Millionen Euro, bei einer Bauzeit von zwei Jahren.
Automatisierung trifft Belastbarkeit: Fahrerloser Heidedauerlauf
Mit Hightech-Testeinrichtungen und fortschrittlichen Prüfmethoden setzt Immendingen branchenweit immer wieder neue Maßstäbe. Dazu gehört ebenso der so genannte automatisierte Heidedauerlauf. Dabei steuern Fahrroboter die Testfahrzeuge vollautomatisiert über eine Schlechtwegestrecke. Deren Schlaglöcher, Bodenwellen und Kopfsteinpflaster stellen eine Herausforderung speziell für Fahrwerk und Karosserie dar.
Die Automatisierung erhöht die Präzision der Fahrmanöver, senkt die Belastung für menschliche Test-Fahrerinnen und -Fahrer, erlaubt einen 24/7-Betrieb und beschleunigt die Erprobung signifikant – und das bei gleichbleibend harter Beanspruchung der Autos. Abhängig vom Fahrzeugtyp müssen die Erprobungsfahrzeuge bis zu 6.000 Kilometer auf diesem Rundkurs absolvieren, was einer Laufleistung von 300.000 Kilometern im Kundenbetrieb entspricht. Das bedeutet, dass ein Kilometer auf der Heide-Dauerlaufstrecke 150 Kilometer auf einer extrem schlechten, unter anderem mit tiefen Schlaglöchern übersäten Straße entsprechen. Der Begriff Heidedauerlauf geht zurück auf eine sehr anspruchsvolle Schlechtwegestrecke in der Lüneburger Heide aus den 1950er Jahren.
Konsequente Digitalisierung: Effizientere, schnellere und nachhaltigere Erprobung
Wie für alle Testmodule in Immendingen gibt es auch vom Heidedauerlauf einen „Digitalen Zwilling“. Denn das Prüfgelände ist bis unterhalb des Millimeter-Bereichs digitalisiert abgebildet, Fahrzeuge und Beanspruchungen werden digital gespiegelt. Diese Daten werden in Vorab-Simulationen verwendet, dienen als Lastkollektive für Prüfstände und ermöglichen es so, Testergebnisse schnell in die Entwicklungsabteilungen zurückzuführen. Dieses digitale Testen ist heute so präzise, dass oft viele 1.000 Kilometer digital gefahren werden, bevor es zum ersten realen Testkilometer auf dem Prüfgelände kommt.
Konkret bedeutet das, dass zum Beispiel bei der Fahrwerksabstimmungen für jede neue Baureihe mehr als 100 verschiedene Variationen digital erprobt werden. Und nur die geeignetsten Varianten werden dann in einen Prototyp eingebaut und real in Immendingen getestet. Genau das ist einer der großen Vorteile von Immendingen: dass nahezu alle Prüfanforderungen für das reale Testen – bis auf Schnee/Eis und extreme Hitze – an einem Standort gebündelt sind.
„Das Prüf- und Technologiezentrum Immendingen ist das erste digitalisierte Testgelände von Mercedes‑Benz – hier verschmelzen reale und virtuelle Fahrzeugerprobung nahtlos. Mit der digitalisierten Abbildung des Prüfgeländes, den automatisierten Prüfprogrammen und modernster Sensorik wird unsere Fahrzeugentwicklung effizienter, schneller und nachhaltiger als je zuvor.“
Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG,
Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf
Die ganze Welt in Immendingen: 86 Kilometer Straße auf 520 Hektar
Vor zehn Jahren hat Mercedes-Benz in Immendingen in Baden-Württemberg den Bau einer einzigartigen Entwicklungsumgebung gestartet – reproduzierbar, effizient und nachhaltig. Seitdem haben rund 30.000 Testfahrzeuge zusammengerechnet mehr als 100 Millionen Kilometer zurückgelegt – das entspricht der 2.500‑fachen Umrundung der Erde.
Auf einer Fläche von 520 Hektar vereint das Prüfgelände in Immendingen mehr als 30 Testmodule mit insgesamt 86 Kilometern Fahrstrecke und 286 Abzweigungen. Das Gelände bildet die reale Verkehrswelt in vielfältigen Varianten ab: vom komplexen Großstadt-Kreuzungsverkehr über Passstraßen mit fast 180 Metern Höhenunterschied, von Schlechtwegstrecken und Kopfsteinpflaster bis hin zu Fernstraßen und Offroad-Geländestrecken. Es gibt Strecken, die die Fahrbahnbeschaffenheit und -markierungen in europäischen Ländern abbilden, aber auch Kopien der Straßen und Fahrbahnmarkierungen aus den USA, China oder Japan. Insgesamt können bis zu 400 Fahrzeuge gleichzeitig in den verschiedenen Testprogrammen unterwegs sein. Zudem gibt es auch spezielle Strecken mit 30 bis 100 Prozent Steigung.
Um auch bei wolkenverhangenem Himmel oder Dämmerung prüfen zu können, wie sich die Fahrzeugsensorik bei tiefstehender Sonne oder besonders hellen Lichtquellen verhält, gibt es in Immendingen eine künstliche Sonne. Solche mobilen Hochleistungsstrahler werden sonst auf Arktisschiffen zur Eisbergsuche verwendet. Auch Starkregen und Gischt können über spezielle Anlagen erzeugt werden.
Rund 80 Prozent der vormals auf öffentlichen Straßen durchgeführten Testfahrten sind inzwischen an den Standort verlagert. Auch internationale Testaktivitäten sind ohne Einschnitte bei der Erprobungsqualität stark reduziert worden – ein entscheidender Schritt, um die Entwicklungszeiten zu verkürzen, die Fahrzeugreife schnell zu steigern sowie den CO₂-Fußabdruck in der Entwicklung zu reduzieren.
In Spitzenwochen sind zusätzlich zu den mehr als 250 fest angestellten Mitarbeitenden weitere 2.100 Personen aus anderen Standorten zum Testen vor Ort.
Die Landschaftspflege auf dem Prüfgelände übernehmen größtenteils Schafe. Als Weidetiere verhindern sie, dass auf dem sogenannten Magerrasen vermehrt Sträucher und Bäume wachsen und die artenreiche Wiesenlandschaft verdrängen. Zudem leben auf dem Prüfgelände mehrere Lamas. Sie dienen der Schafherde als Schutz vor Füchsen.
200 Millionen Euro hat Mercedes‑Benz in die Errichtung des Geländes auf einem ehemaligen Bundeswehrstützpunkt seit dem ersten Spatenstich vor zehn Jahren investiert. Und seit der Eröffnung sind bis heute weitere 200 Millionen in die Erweiterung des Standortes geflossen.
Faktenblock: Prüf- und Technologiezentrum Immendingen
Mitarbeitende, Investitionen und Testflächen
- Geländegröße: 5,8 km²
- 86 Kilometer Fahrstrecke und 286 Abzweigungen
- 200 Millionen Euro Investition bis zur Eröffnung, weitere 200 Millionen Euro seitdem
- Mehr als 250 Mitarbeitende am Standort
- Platz für weitere 2.100 Mitarbeitende anderer Standorte zum Testen der Fahrzeuge
- BERTHA-Testfläche: knapp 100.000 m² groß
- Modul Innenstadt: 1,5 km Straßen mit vielfältigen Kreuzungssituationen für realitätsnahe Tests von Fahrassistenzsystemen
- Passstraße mit bis zu 16 Prozent Steigung und serpentinenartigen Kurvenradien, Offroad-Strecken
- Spezielle Straßen mit Steigungen zwischen 30 und 100 Prozent
- Dreispuriger Ovalrundkurs mit Steilkurven
Infrastruktur und Sicherheit
- Mehr als 100 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und 12 Tanksäulen für Verbrenner-Fahrzeuge
- LTE-basiertes Prüfgeländemanagement mit Kollisionswarnsystem für Testfahrer
- Voll ausgestattete Werkfeuerwehr inkl. eigenem Rettungsdienst
- Der Standort Immendingen ist nur 60 Minuten Fahrweg von der Konzernzentrale in Stuttgart entfernt.
Tierwelt und Naturschutz
- Prüfgelände und Ausgleichsflächen fungieren als Refugium für gefährdete und spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.
- Darunter viele Rote-Liste-Arten (z.B. Heuschrecken, Wildbienen, Vögel, Biber, Amphibien)
- Landschaftspflege u.a. durch Beweidung mit Mufflons (Wildschafe) und Yaks (große Rinderrasse)
Ökologische Bilanz
- Mehrere 100 Hektar Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen
- Ersatzaufforstungen, Waldumbau, Waldrefugien als Kompensation für Eingriffe in Waldflächen
- Erhalt, Aufwertung und Neuentwicklung artenreicher Offenlandbiotope und Sonderstandorte (z.B. magere Böschungen)
- Anlage zahlreicher Habitatelemente (Tümpel, Stein-/Totholzhaufen, Nistkästen, Sandlinsen) zur gezielten Förderung geschützter Arten
- Kooperation mit Natur- und Umweltschutzverbänden im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen
Die Mercedes-Benz Österreich GmbH
Die Mercedes-Benz Österreich GmbH ist eine 100-Prozent-Tochter der Mercedes-Benz AG. Der Sitz des Unternehmens ist in Eugendorf. Mercedes-Benz Österreich ist Generalimporteur der eingetragenen Marken Mercedes-Benz, Mercedes-AMG und Mercedes-Maybach. Das Unternehmen koordiniert mit rund 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Vertriebs-, Marketing-, Service- und Presseaktivitäten in Österreich. Der Vertrieb erfolgt über das autorisierte Handelspartnernetz und die von den Agenten betriebenen Betriebsstandorte. Die Servicearbeiten werden von den autorisierten Werkstätten durchgeführt. Im Jahr 2024 wurden in Österreich 10.804 Mercedes-Benz PKW (inkl. V-Klasse) und 5.950 Transporter (exkl. V-Klasse) zugelassen.